Sieg über Sieg der Arbeit

Sieg über Sieg der Arbeit: Das Projekt entstand in Zusammenarbeit mit der Arbeiterkammer zur Gestaltung der neu errichteten Beratungsräume.

Sieg der Arbeit

Anton Zischka veröffentlichte 1941 seine wirtschaftspolitische Abhandlung „Sieg der Arbeit”. Darin werden die Vorzüge der deutschen Arbeit, die durch die nationalsozialistische Herrschaft zu ihrem Triumph geführt worden sei, propagiert. Adolf Hitler habe die Pflicht zur Arbeit zum Leitgedanken gemacht. Die Faulen hingegen, die alle Arbeit tief verachten, müssten, laut Zischka, als innere Feinde bekämpft werden.

Sieg über „Sieg der Arbeit”

Beim AK-Projekt schweißte ich mit L-Profilen der Breite 10mm einen Eisenrahmen entlang der Kanten des Buches „Sieg der Arbeit”. Ich steckte das Buch in den Rahmen und vernietete es mit einer Metallplakette am Buchrücken. Auf dem Metallplättchen stanzte ich den Schriftzug „Sieg über” ein, damit sich als neuer Titel „Sieg über Sieg der Arbeit“ ergab. Das Buch wurde durch den Rahmen unlesbar. Ich entzog ihm den propagandistischen Inhalt, und errang einen symbolischen Sieg über das Buch, das exemplarisch für die nationalsozialistische Auffassung von Arbeit steht.

Zusammengeschweißt in der Volksgemeinschaft

Mit der Machtergreifung der Nazis wurde die Arbeit in den Dienst des deutschen Reiches gestellt. Es sei eine Ehre für das deutsche Volk zu arbeiten, und die Arbeiterschaft könnte Stolz auf ihre naturhafte Bestimmung sein, so der Grundtenor. Die NSDAP bemühte sich rege die Arbeit in ihrem Sinne aufzuwerten, auch um den Widerstand der ArbeiterInnen zu brechen. Gemeinsam sollten deutsche KapitalistInnen und deutsche ArbeiterInnen in der Volksgemeinschaft aufgehen.

Echte Arbeit

Im kollektiven Wahn der deutschen Arbeit ging es nicht friedlich zur Sache. Alles vermeintlich Undeutsche sollte vernichtet werden. Vor allem Jüd_innen wurden in der nationalsozialistischen Propaganda angegriffen, keiner „ehrlichen Arbeit” nachzugehen. Die arbeitenden, „schaffenden” Deutschen hätten sich, so die nationalsozialistische Propaganda, gegen die „raffenden” Jüd_innen zur Wehr zu setzen. Im scheinbaren Antikapitalismus der Nazis richtete sich der Hass gegen Jüd_innen, die mit SpekulantInnen gleichgesetzt wurden.

Arbeit macht frei

In einigen Konzentrationslagern ließen die Nazis über dem Eingang den Spruch „Arbeit macht frei” anbringen. Hier zeigte sich der Charakter des nationalsozialistischen Arbeitsbegriffs. Der Arbeitsethos der Nazis steigerte sich im Konzentrationslager zum mörderischen Instrument. Jene JüdInnen und Häftlinge die nicht gleich vergast oder erschossen wurden, planten die Nazis mittels Arbeit umzubringen. Ausgehend von den Konzentrationslagern und ihren Außenlagern wurde ein umfangreiches System für Zwangsarbeit installiert. Die sogenannten Aufseher machten sich einen Spaß daraus Häftlinge bis zum Erschöpfungstod arbeiten zu lassen. Jüd_innen standen im auf Terror aufgebauten Lagersystem meist an unterster Stelle. Mit dem Hinweis den JüdInnen beizubringen, wie gearbeitet wird, begründeten die SS-Aufseher dabei die sinnlosen und tödlichen Tätigkeiten. Freiheit hieß im Lager meist den Tod.

Reich der Freiheit

„Sieg über Sieg der Arbeit” ist nicht nur eine symbolische Brachialaktion gegen die Weltanschauung der NationalsozialistInnen, sondern richtet sich auch gegen Kontinuitäten der Arbeitsmoral, die sich bis heute gehalten haben. Hier mögen viele Aspekte zusammenkommen, ein starker Einfluss des Nationalsozialismus auf den Arbeitsbegriff in Österreich und Deutschland ist jedoch unbestreitbar. Die Arbeit „Sieg über Sieg der Arbeit” ist der Versuch, auch die Möglichkeit einer Gesellschaft, die nicht auf der Notwendigkeit zur Arbeit basiert, zu denken. Denn das Reich der Freiheit beginnt jenseits der Notwendigkeit zur Arbeit.